Das Huawei Mate30 Pro ist wie ein Top-Sportler, der ein Sport-Stipendium bekommt, aber in den Grundfächern durchfällt. Die Figur ist durchtrainiert, die Hardware bärenstark, das Gerät ist schnell und die Kameraausstattung üppig. Aber das Fehlen von Googles Play Store, YouTube und Google Maps kann Huawei hierzulande noch nicht voll kompensieren. Daher wertet COMPUTER BILD die Note von 1,9 auf 2,9 ab.
Huawei Mate 30 Pro und das Mate 30 hatten keinen leichten Start. Es waren im September 2019 Huaweis erste Handys, die aufgrund der Handelsbeschränkung ohne Google-Apps auskommen mussten. Nachdem sich viele Android-Nutzer jahrelang an Googles Play Store, Google Maps & Co. gewöhnt haben, ist das ein gravierender Einschnitt. Mittlerweile ist klar: Es gibt kein Zurück mehr. Huawei und seine Käufer müssen sich mit der Situation arrangieren. Dieses Schicksal teilen auch die anderen neuen Huaweis P40, P40 Pro, P40 Pro Lite, und das Falthandy Mate Xs. Huawei versucht, mit seinem eigenen App Store ("App Gallery") die Lücken so schnell wie möglich zu schließen.
Michael Huch, stellvertretender Ressortleiter bei COMPUTER BILD mit dem Huawei Mate 30 Pro.
Huawei Mate 30 Pro: Abwertung um eine Note
Obwohl das App-Angebot bei Huawei kontinuierlich wächst und es auch Möglichkeiten gibt, Apps nachzurüsten, braucht man durchaus noch Kompromissbereitschaft und Eigeninitiative. Darum wertet COMPUTER BILD das Mate 30 Pro ohne Google Apps um eine Note ab. Wer keinen Wert auf Google-Apps legt, kann also eine Note abziehen und bekommt dann eine Bewertung, die sich auf die tolle Hardware des Mate 30 Pro bezieht. Und die ist auf jeden Fall einen zweiten Blick wert.
Das Display ist am Rand um 88 Grad gebogen – mehr als bei Samsung.
Huawei Mate 30 Pro: Wasserfall-Display
Das AMOLED-Display des Huawei Mate 30 Pro hat eine Diagonale von 6,53 Zoll und kommt mit einer Auflösung von 2400x1176 Pixeln – exotisch, denn eigentlich ist die schmale Seite bei FHD+-Displays immer 1080 Pixel breit. Huawei spendiert dem Mate 30 Pro aber am Rand zusätzliche 48 Pixelreihen, die sich sozusagen um die Ecke biegen. Von vorn ist das Mate 30 Pro zumindest links und rechts wirklich randlos.
Vergleich: Dicke Ränder beim iPhone (rechts) und praktisch keine seitlichen Ränder beim Mate 30 Pro.
Da die Biegung fast ins Senkrechte geht, spricht der Hersteller vom Wasserfall- oder "Horizon-Display". Den Power-Button hat man noch etwas zurückgesetzt angebracht; die sonst übliche Lautstärkewippe weicht einem virtuellen Schieberegler, der erscheint, wenn man den Rand doppeltippt. Nachteil: Das lässt sich nicht gut ertasten. Vorteil: Das klappt auf beiden Seiten. Die Notch ist schmaler als beim Huawei P30 Pro, aber breiter als beim Mate 30. Dafür steckt mehr drin: Gestensensor, 3D-Kamera, Lichtsensor und Selfie-Kamera. Neben der aufwendigen 3D-Gesichtserkennung gibt es einen Fingerabdrucksensor, der sich im Bildschirm befindet. Im Testlabor schnitt das Display mit überragendem Kontrast und ordentlicher Helligkeit sehr gut ab, auch wenn es nicht für eine Top-5-Platzierung unter den besten Handy-Displays gereicht hat.
Wie das Huawei P30 Pro stellt auch das Mate 30 Pro seine Kamera in den Fokus. Auf der Rückseite gibt es eine Dreifachkamera, zusätzlich als vierte Linse einen 3D-Tiefensensor für bessere Bokeh-Fotos. Die Tele-Linse vergrößert weniger als der Periskop-Zoom beim P30 Pro, ermöglicht statt fünffachem einen dreifachen optischen Zoom. Allerdings schnitt das Mate bei vierfachem Zoom besser ab. Und beim Extrem-Zoom hat Samsung mit dem Galaxy S20 Ultra kräftig nachgelegt. Im Labortest überzeugte die Bildqualität des Mate 30 Pro: Insbesondere bei schlechter Beleuchtung und Blitzaufnahmen lieferte es deutlich bessere Fotos als das P30 Pro. Grund dafür sind die größeren Kamerasensoren.
Am Tag machen viele Handys ordentliche Fotos. Bei Nacht ist das Mate 30 Pro besonders stark.
Sowohl für die Hauptkamera (normaler Weitwinkel) als auch für die Ultra-Weitwinkel-Kamera kommt ein 40-Megapixel-Sensor zum Einsatz. Videos schrammten im Sichttest knapp an einem "sehr gut" vorbei. Die Frontkamera ist mit der Zwischennote 2,7 "befriedigend".
Huawei Mate 30 Pro: Blick auf die Kamera.
Huawei P30 Pro: Superzeitlupe
Eine Weltneuheit ist die Megazeitlupe des Handys mit 7.680 Bildern pro Sekunde in 1280x720 Pixeln Auflösung. Einen Vorgang, der bei der Aufnahme nur eine Sekunde dauert, dehnt die Wiedergabe auf über vier Minuten! In Full HD schafft das Mate 30 Pro die von anderen Top-Smartphones bekannten 960 Bilder pro Sekunde.
Huawei Mate 30 Pro mit Kirin 990 5G
Die Grafik zeigt die Ergebnisse im Multi-Core-Benchmark (orange) und dem Single-Core-Benchmark (blau).
Im Inneren des Mate 30 Pro werkelt der Kirin 990. Er ist schneller und effizienter als sein Vorgänger und (optional) einer der ersten Chips mit integriertem 5G-Modem. Das Tempo ist hoch: Benchmarks bieten einen guten Anhaltspunkt, was die Leistungsfähigkeit angeht. Im Geekbench 4 gab es praktisch keine Unterschiede zwischen dem deutschen Mate 30 Pro und einem Import-Gerät. Im Single-Core-Betrieb errechneten sich das iPhone 11 Pro Max und das Samsung Galaxy S10 Plus mehr Punkte. Im Labor beeindruckte das Mate 30 Pro aber mit einer guten Arbeitsgeschwindigkeit und einem überragenden Bedientempo, das sogar die aktuellen 11er-iPhones übertrifft.
Gute Akku-Laufzeit
Ausdauer (orange) und Ladezeit (blau) in Minuten.
Im neuen COMPUTER BILD-Handy-Akkutest kam das Mate 30 Pro mit sieben Stunden und 53 Minuten an das P30 Pro heran. Mit nachgerüsteten Google-Apps hielt es sogar noch länger durch: acht Stunden und 39 Minuten. Ein China-Importgerät (via Cect-Shop.com) mit der Originalsoftware kam im Test nur auf fünf Stunden und 52 Minuten. Erstaunlich: Mit Google-Apps nachgerüstet hielt die Import-Version dann plötzlich sieben Stunden und fünf Minuten. Offenbar bremst die Software-Ausstattung die Laufzeit. Ein Pluspunkt ist das sehr schnelle Laden mit bis zu 40 Watt über das mitgelieferte Netzteil oder mit 37 Watt über die optionale induktive Ladeschale CP61 (32 Euro).
Huawei Mate 30 Pro
Android ohne Google-Apps
Bei Huawei arbeitet man schon länger an einem eigenen Betriebssystem samt Ecosystem. Aber vorerst basieren
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